Samstag 8.11. - Sonntag 9.11.
Ist es moralisch fragwürdig in Ruanda 270 US-Dollar für eine
Übernachtung mit VP zu bezahlen, zumal das Geld wahrscheinlich zum allergrößten
Teil zu einem Konzern nach Dubai geht und nicht der einheimischen Ökonomie
zufließt? Sicherlich, genauso wie Autofahren und Zigarettenrauchen und genauso
üblich für europäische und nordamerikanische Touristen, die zu eine Lizenz für
unterschiedliche buchbare Touren erwerben, die zur Beobachtung von Tieren im
Nyungwe Nationalpark angeboten werden.
Die Nyungwe Forest Lodge liegt am Rande des Nyungwe inmitten
von ausgedehnten Teeplantagen. Hier wird im afrikanischen Design 5-Sterne
–Luxus geboten, klimatisierte Zimmer und ein Bett in dem man auch gerne länger
als eine halbe Nacht schlafen möchte. Auch wenn sicherlich die meisten schon aus
Prinzip nicht 220 € für eine Übernachtung zahlen, ist der Reiz der Schimpansen (Lizenz
90 Dollar) doch größer und im Pool zu chillen und einheimische Biere für 3
Dollar zu süppeln erweist sich als adäquat für den Samstagnachmittag und
–abend. John, der uns zugeteilte Kellner ist der beste Mann mit ansteckendem
Lachen und übertriebener Höflichkeit. Lunch, Pool und Dinner werden in
gepflegter und gelöster Atmosphäre wahrgenommen, YOLO.
Am Sonntagmorgen klingelt der Wecker um 4 und gegen 6
befinden wir uns in einem Teil des Nationalparks welcher von 30 Schimpansen
bewohnt ist. Im Gegensatz zu den Berggorillas welche in freier Wildbahn in den
Vulkanbergen an der Ruandisch-ugandischen Grenze im Norden beobachtet werden können und die eher
phlegmatisch am Ort verharren, sind unsere nächsten Verwandten dauernd in
Bewegung, bauen zwar gelegentlich Nester in den Bäumen, die sie aber nie
mehrfach nutzen. Die Nationalparksverwaltung
beschäftigt Wildhüter die den Aufenthaltsort und Schutz der Schimpansen
überwachen, wobei in Ruanda wohl keine Gefahr von menschlicher Jagd für die
Affen ausgeht. Parkguide
Christopher: “…not part of our culture,
you won’t share a beer with someone eating a monkey.” Größere Gefahr ist
dann doch die Verkleinerung der Lebensräume durch das menschliche
Bevölkerungswachstum (aktuelle Bevölkerungsdichte ca. 400/km²).
Es sind noch ein Paar in Südafrika lebende Kanadier (machen
was mit Entwicklung und Landwirtschaft), britische Hämatologen (und
Hobbyortnithologen, irgenwie passend), sowie ein junger amerikanischer
Internist, der längerfristig an der Unikilinik in Butare arbeiten will mit
dabei. Auf einen Träger für 10 Dollar verzichten wir. Nachdem die sog. Tracker
die Position der Tiere über Funk mitteilen, überqueren die Schimpansen
irgendwann den Waldweg zum Fotoshooting, Wildjagd mit Kameras, soweit, so gut.
Dann geht es in den Urwald und bergauf bergab in der Hoffnung erneut mit den
Affen in Kontakt zu treten. Aufgrund der uns himmelweit überlegenen Mobilität
wird das Chimpanzee-Trekking zum schweißtreibenden Outdoor-Workout (verdammte
Wohlstandserkrankungen) und auch die Tracker scheinen zu zweifeln ob das noch
klappen wird. Nach einem steilen Aufstieg abseits der Trampelpfade sitzt die
Sippe dann doch zum Blättersnack vor uns in den Bäumen und erholt sich vom
Stress des Morgens, ein Ehrfurcht gebietender Moment und ein sehr informativer
Vormittag. Es sind dann 4 Stunden Urwaldmarsch insgesamt, was dazu führt, dass
außer Rückfahrt in die Mission, Rehydratation und Aufholen von Schlafmangel am
Sonntag nicht mehr viel läuft.
|
John |
|
Parkguide Christopher nimmt per Funk neue Ortsbestimmungen entgegen. |
|
ganz rechts: der einzige von 5 Portern, der einen Job bekam und heute überdurchschnittlich gut für einfacheArbeit verdient |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen