Montag, 10. November 2014

Fünf Sterne zum Schimpansen-Trekking


Samstag 8.11. - Sonntag 9.11.

Ist es moralisch fragwürdig in Ruanda 270 US-Dollar für eine Übernachtung mit VP zu bezahlen, zumal das Geld wahrscheinlich zum allergrößten Teil zu einem Konzern nach Dubai geht und nicht der einheimischen Ökonomie zufließt? Sicherlich, genauso wie Autofahren und Zigarettenrauchen und genauso üblich für europäische und nordamerikanische Touristen, die zu eine Lizenz für unterschiedliche buchbare Touren erwerben, die zur Beobachtung von Tieren im Nyungwe Nationalpark angeboten werden.

Die Nyungwe Forest Lodge liegt am Rande des Nyungwe inmitten von ausgedehnten Teeplantagen. Hier wird im afrikanischen Design 5-Sterne –Luxus geboten, klimatisierte Zimmer und ein Bett in dem man auch gerne länger als eine halbe Nacht schlafen möchte.  Auch wenn sicherlich die meisten schon aus Prinzip nicht 220 € für eine Übernachtung zahlen, ist der Reiz der Schimpansen (Lizenz 90 Dollar) doch größer und im Pool zu chillen und einheimische Biere für 3 Dollar zu süppeln erweist sich als adäquat für den Samstagnachmittag und –abend. John, der uns zugeteilte Kellner ist der beste Mann mit ansteckendem Lachen und übertriebener Höflichkeit. Lunch, Pool und Dinner werden in gepflegter und gelöster Atmosphäre wahrgenommen, YOLO.

Am Sonntagmorgen klingelt der Wecker um 4 und gegen 6 befinden wir uns in einem Teil des Nationalparks welcher von 30 Schimpansen bewohnt ist. Im Gegensatz zu den Berggorillas welche in freier Wildbahn in den Vulkanbergen an der Ruandisch-ugandischen Grenze im Norden  beobachtet werden können und die eher phlegmatisch am Ort verharren, sind unsere nächsten Verwandten dauernd in Bewegung, bauen zwar gelegentlich Nester in den Bäumen, die sie aber nie mehrfach nutzen. Die Nationalparksverwaltung  beschäftigt Wildhüter die den Aufenthaltsort und Schutz der Schimpansen überwachen, wobei in Ruanda wohl keine Gefahr von menschlicher Jagd für die Affen ausgeht. Parkguide Christopher:  “…not part of our culture, you won’t share a beer with someone eating a monkey.” Größere Gefahr ist dann doch die Verkleinerung der Lebensräume durch das menschliche Bevölkerungswachstum (aktuelle Bevölkerungsdichte ca. 400/km²).

Es sind noch ein Paar in Südafrika lebende Kanadier (machen was mit Entwicklung und Landwirtschaft), britische Hämatologen (und Hobbyortnithologen, irgenwie passend), sowie ein junger amerikanischer Internist, der längerfristig an der Unikilinik in Butare arbeiten will mit dabei. Auf einen Träger für 10 Dollar verzichten wir. Nachdem die sog. Tracker die Position der Tiere über Funk mitteilen, überqueren die Schimpansen irgendwann den Waldweg zum Fotoshooting, Wildjagd mit Kameras, soweit, so gut. Dann geht es in den Urwald und bergauf bergab in der Hoffnung erneut mit den Affen in Kontakt zu treten. Aufgrund der uns himmelweit überlegenen Mobilität wird das Chimpanzee-Trekking zum schweißtreibenden Outdoor-Workout (verdammte Wohlstandserkrankungen) und auch die Tracker scheinen zu zweifeln ob das noch klappen wird. Nach einem steilen Aufstieg abseits der Trampelpfade sitzt die Sippe dann doch zum Blättersnack vor uns in den Bäumen und erholt sich vom Stress des Morgens, ein Ehrfurcht gebietender Moment und ein sehr informativer Vormittag. Es sind dann 4 Stunden Urwaldmarsch insgesamt, was dazu führt, dass außer Rückfahrt in die Mission, Rehydratation und Aufholen von Schlafmangel am Sonntag nicht mehr viel läuft.



John

Parkguide Christopher nimmt per Funk neue Ortsbestimmungen entgegen.



ganz rechts: der einzige von 5 Portern, der einen Job bekam und heute überdurchschnittlich gut für einfacheArbeit verdient

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