Montag, 3.11.2014
Im sonntäglichen Gespräch mit Sr. Stephanie fand Erwähnung,
dass neben den räumlichen Erweiterungen auch strukturelle Änderungen
Verbesserung der Effizienz und Hygiene erbringen sollen. Neben dem großen
Kalenderbuch in dem Dr. Dieudonne die geplanten OPs vermerkt existiert nun
beispielsweise auch eine mit Tafel, auf welcher die geplanten OPs mit Filzstift
vermerkt werden. Der Plan „8 Uhr Schnitt“ hat in der Chirurgie etwas derart
universelles, dass er zum Götzen und gleichzeitig Schreckgespenst zahlloser
Controller und OP-Manager geworden und
jedem in diesem Fachbereich Tätigen irgendwann begegnet, also auch hier.
Bezüglich der Hygiene besteht nun eine Grenze in Form einer roten Linie, an der
die Kittel abgelegt und die Schuhe gegen OP-Schuhe getauscht werden. Der
hygienische Effekt ist mäßig, da ein Tragen der grünen Kasacks und Hosen auch
weiterhin außerhalb ohne jeweiligen Kleidungswechsel ok ist. Ferner hält es
sich in der praktischen Umsetzung der roten Linie ähnlich wie mit der von Barack Obama.
Jedoch chronologisch: Um gut vorbereitet zu sein noch am
Sonntag einen Blick auf die geplanten OPs für Montag geworfen.“ Abdominal mass“
d.h. Bauchtumor ist ein dehnbarer Begriff, der Patient nicht zugegen wie auch der
Krampfaderleidende zum „Vein Stripping“. Traumatologisch geplant ist eine zwei Wochen
alte Unterschenkelfraktur (primär in Luxationsstellung eingegipst), sowie eine
Knochenwucherung am Zeigefinger eines zehnjährigen Mädchens.
Dr. Dieudonne ist am Wochenende bei seiner Familie im Kongo
und hat eine mehrstündige Fahrt am Montag zu bewältigen. Man trifft sich nach der Morgenandacht,
Predigt und Frühbesprechung, Schnitt ist dann letztlich nach 11 Uhr. Seitens
der „abdominal mass“ wird nach Untersuchung und Ultraschall klar, dass es sich
um einen ausgedehnten wahrscheinlich entzündlich/parasitären Lebertumor Im
Segment IV mit Verkalkungen handelt, multiple kleinere Leberherde, ferner
Ascites, d.h. kein „surgical case“, der Krampfaderpatient ist unauffindbar. Dr. Rainer versorgt die
Unterschenkelfraktur mit Fibulaplatte und die Tibia mit K-Wires, erschwerte
Bedingungen wie gehabt ohne Möglichkeit des intraoperativen Röntgen. Die Fingerexostose
ist eher ein verkalktes Panaritium (Tb?). Weiterhin stellt sich ein älterer
Mann mit augenscheinlich ausgedehntem Steißbeinabszess + Hautfistel vor, intraoperativ doch eher mit
Bezug zum Rektum (ischiorektaler Abszess), Rektoskopie bald. Insgesamt ein sehr
holpriger und wenig effizienter Tag. Gebrochene Knochen sind massig vorhanden
und warten auf operative Versorgung, diesbezüglich haben wir noch reichlich
vor.
Ich bereue keine zweite Schachtel Zigaretten mitgenommen zu
haben, hier raucht ansonsten absolut keiner. Afrika ist ein schlechtes Pflaster
für Thoraxchirurgen, das war auch vorher klar. Whatever, hier ist der erfahrene
und kompromissbereite Traumatologe oder breitaufgestellte general surgeon
gefragt. Für Donnerstag ist eine Patientin mit ausgedehntem Rezidiv-Bauchdeckenbruch
eingeplant. Ein ausreichend großes Mesh ist nicht vorhanden, da werden die zahlreich
vorhandenen Leistenherniennetze für eine Bastelarbeit herhalten müssen. Das für
uns zubereitete Essen ist exzellent, die Stimmung gut, sowohl in unserem Team
als auch mit den vielen wiedergetroffenen Bekannten.
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